Man kann beobachten, daß Frauen vor Beginn der Wechseljahre wesentlich seltener Herzinfarkte haben als danach. Man erklärt dies durch eine vermutete Schutzfunktion der Östrogene: Ihren günstigen Einfluß auf die Blutfette, den Zuckerstoffwechsel und auf direkte Wirkungen auf die Gefäße.
Untersucht man nun ob Frauen mit Hormonersatztherapie weniger Herzinfarkte haben als Frauen ohne Hormonersatz, so stellt sich heraus, daß die Hormone nicht nachweisbar schützen.
Es liegen aber mehrere Studien vor, sie zeigen, daß eine Hormonersatztherapie das Auftreten eines Morbus Alzheimer verhindern kann.
Als Nachteil steht dem ein erhöhtes Risiko für venöse Thrombosen gegenüber.
Die Frage eines erhöhten Risikos an eine Brustkrebs zu erkranken, wird noch widersprüchlich diskutiert. Das Risiko für Gallenblasen Erkrankungen wird erhöht, unsichere Daten liegen vor bezüglich des Risikos eines Ovarialkarcinoms.
Der gegenwärtige Kenntnisstand erlaubt folgende Schlussfolgerungen
- In der Regel wird die Therapie von dem Gynäkologen in Absprache mit dem Kardiologen neu begonnen. Bei Neubeginn sollte eine ausführliche Nutzen-Risiko-Analyse mit jeder Patientinnen individuell durchgeführt und besprochen werden.
- Der Neubeginn einer Hormonersatztherapie zur Prophylaxe kardiovaskulärer Ereignisse kann derzeit nicht empfohlen werden.
- Frauen, die bisher eine Hormonersatztherapie gut vertragen haben, können diese unter Abwägung des Nutzen-Risiko-Profils bei stabiler KHK auch weiterhin fortführen.
Sex ist für das Herz im allgemeinen ungefährlich: in einer großen japanischen Studie zeigte sich, daß die Gefährdung überwiegend bei außerehelichem Verkehr, in ungewohnter Umgebung und mit deutlich jüngerem Partner eintritt . Dieses erhöhte Risiko nimmt deutlich ab, wenn regelmäßig Sport betrieben wird und somit eine gewisse körperliche Übung besteht.
Ein aktives Sexualleben ist bei Patienten mit KHK solange unbedenklich , wie einen regelmäßig durchgeführtes Belastungs-EKG bis 75 Watt unauffällig ist.
Erektionsstörungen sind bei Patienten mit KHK häufig.
Viagra (Wirkstoff: Sildenafil) ist keine harmlose Substanz. Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Farbensehen und andere z.T. schwerwiegende Störungen.
Eine wichtige Komplikation ist im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems von besonderer Bedeutung: Mehr als 1000 Todesfälle sind im Zusammenhang mit dem Medikament bekannt geworden, überwiegend bei Männern, die gleichzeitig mit Nitraten behandelt wurden. Die Einnahme von Viagra sollte daher nur nach Rücksprache mit dem Kardiologen erfolgen.
SALZARME KOST?
Mancher ernährt sich salzarm, im Glauben, damit für seine Gesundheit etwas Gutes zu tun.
WAS WEISS MAN DAZU
1904 wurde ein Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Blutdruck beschrieben. Seither gibt es eine Vielzahl von Publikationen zu diesem Thema, die aber zu keinem einheitlichen Meinungsbild unter Fachleuten führten.
Bei der INTERSALT Studie wurden 11000 Männer und Frauen aus 39 Länder beobachtet, es fand sich kein Zusammenhang zwischen Natrium-Ausscheidung und Blutdruck. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam die Scottish Heart Study mit mehr als 11000 Teilnehmern nach über 8 Jahre Beobachtungszeit.
Bei 60-80 jährigen Teilnehmern mit Bluthochdruck konnte nach Reduktion des Salzkonsums einerseits die Medikation z.T. oft abgesetzt werden. Merkwürdigerweise wurden aber andererseits die kardiovaskulären Ereignisse (Herzinfarkte etc.) nicht reduziert . Verminderte Salzaufnahme scheint also ungünstige Nebenwirkungen zu haben. Bekannt ist z.B. ein Anstieg des LDL-Cholesterins, Schlafstörungen, eine Aktivierung des adrenergen (Streß-) Sytems.
In einer Beobachtungsstudie wurde sogar belegt, daß eine verminderte Salzzufuhr mit eine Zunahme der Gesamt- und kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden war.
Zusammenfassend ist der Nutzen der Reduktion des Salzkonsums unbewiesen.
Charles Baskerville erleidet in dem Roman „Der Hund on Baskerville“ von Sir Arthur Conan Doyle einen tödlichen Herzinfarkt nach einer psychischen Belastung.
LÖST STRESS HERZINFARKTE AUS?
Streß bewirkt einen Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck, die Blutplättchen, die bei der Infarktentstehung bedeutsam sind, sind reaktiver.
Tatsächlich kann beobachtet werden, daß z.B. bei Krisen (Verlust des Ehepartners, der Arbeitsstelle, Übertritt in den Rentenstand) Herzinfarkte gehäuft auftreten.
Choleriker und feindselig eingestellte Menschen beiderlei Geschlechts haben ein bedeutend höheres Risiko eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln und daran zu sterben.
Auftreten von beängstigenden Ereignissen, z.B. Erdbeben wie an der Westküste Amerikas, gehen parallel mit mehr Krankenhauseinweisungen wegen Herzinfarkten.
Ein milderer Streß ist schon der Übergang von Nacht auf Tag und der vom Wochenende zum 1. Arbeitstag. Es findet sich auch hier jeweils eine Häufung der Herzinfarkte, einmal während der Morgenstunden, aber auch am Montag.
Bringen psychologische Maßnahmen etwas ?
Zu dieser Frage wurden 37 Einzelstudien ausgewertet , bei denen Streßmanagement für Patienten mit koronarer Herzerkrankung einbezogen wurde. Es zeigte sich eine Verringerung der Sterblichkeit durch kardiale Ereignisse um 34% .
Der Zusammenhang zwischen Gemütszuständen und kardialen Ereignissen ist nachgewiesen. Es ist auch erwiesen, daß Streß-Management dieses Risiko vermindert.
Früher hieß es generell: Ein krankes Herz muß man schonen. In Europa und in den USA kam man in den frühen 60er Jahren davon ab, den Patienten nach einem Herzinfarkt zu lange im Bett zu lassen. Durch Inaktivität wurden nämlich lebensbedrohliche Lungenembolien ausgelöst, was sich durch frühe Bewegung vermeiden ließ.
Die Idee, nach einem Herzinfarkt darüber hinaus die Patienten einem Training zu unterziehen kam gegen 1965 auf. Dies war die Grundlage dessen, was später Rehabilitation Herzkranker genannt wurde. Diese wurde von der WHO definiert als „alle notwendigen Aktivitäten, um die körperlichen, geistigen und sozialen Bedingungen optimal wiederherzustellen, die es diesen Patienten ermöglichen, aktiv und weitgehendst normal am gesellschaftlichen Geschehen teilzunehmen“.
Der erste Schritt hierzu ist oft ein Belastungs-EKG, in dem die körperliche Belastbarkeit abgeschätzt wird. Das Trainingsprogramm wird zunächst unter medizinischer Überwachung durchgeführt und kann daher meist nur in Gruppen erfolgen. Danach ist eine weitere Trainingsphase ohne medizinische Überwachung möglich, die dann individualisiert und somit optimiert erfolgen kann.
Bereits nach 6 Wochen sind dann deutliche Fortschritte in der körperlichen Leistungsfähigkeit festzustellen. Es zeigte sich, daß körperliche Aktivität keineswegs die Lebenserwartung verringert, sondern sie bestenfalls erhöht.
Die mit den Training einhergehenden Risiken sind äußerst gering, sofern kardiologischerseits entsprechende Voruntersuchungen erhoben wurden.
Diese Konzepte gelten heute nicht nur für Patienten, die einen Herzinfarkt hatten, sondern auch für Patienten mit Herzschwäche, Patienten mit Herzfehlern, nach Herzoperation und Herztransplantation.
Eine angemessene körperliche Belastung im Fitnessbereich ist also heute ein Muß. Überängstliche Ärzte und/oder Familien sollten nach und nach der Vergangenheit angehören.
Das Auto ist beruflich und für die persönliche Mobilität von besonderer Bedeutung. Letzteres gilt auch für ältere Menschen. Es besteht oft Unsicherheit, wie es bei Herzkranken um die Fahrtüchtigkeit bestellt ist.
Zunächst sollte man die Bedeutung dieses Problems darstellen: Krankheiten des Fahrers spielen bei Unfällen generell eine eher nachgeordnete Rolle (0.1 bis 3.4 %). Von diesen wiederum werden 8% in Zusammenhang mit Herzerkrankungen gebracht. Also sind 4 von 2000 Unfällen demnach auf Herzkrankheiten zu beziehen. Von diesen war bei 3 von 4 eine Herzerkrankung vorbekannt.
Daraus folgt, daß man sich vorbeugend verhalten kann. Von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie wurden daher Richtlinien erarbeitet, die Rat geben sollen.
Grundsätzlich: Bestehen Beschwerden, sollte bis zur kardiologischen Klärung das Führen von Fahrzeugen unterbleiben.
Bei beschwerdefreien Patienten wird folgendes empfohlen:
Herzinfarkt, PTCA , Bypass-Operation:
Nach Herzinfarkt und Bypass-Operation 4 Wochen lang nicht fahren, nach PTCA 1 Woche.
Angina pectoris, Herzschwäche:
Bei Beschwerden in Ruhe und beim Fahren sollte erst die Behandlung überprüft und optimiert werden. Ist dies erfolgreich, kann der Patient fahren.
Herzrhythmusstörungen:
Wenn diese zu Bewußtseinsstörungen führen, ist eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr verboten.
Schrittmacherimplantation:
Nach einer Woche kann ein Fahrzeug geführt werden
Katheterablation:
Nach einer Woche ist Fahren möglich
Implantation eines AICD (implantierbarer Defibrillator):
Wenn über 6 Monate keine Schockabgabe erfolgte, kann der Patient fahren.
Synkopen (Bewußtseinsverlust):
Fahrverbot, solange keine Ursache bekannt ist bzw. eine erfolgreiche Therapie eingeleitet wurde.
Keine Einschränkungen bestehen bei Beschwerdefreiheit bei Bluthochdruck, Herzfehler, hypertrophen Kardiomyopathie oder Aortenaneurysmas. Bei Kraftfahrern, die Personen befördern oder schwere LKW steuern sind strengere Anforderungen zu stellen.